Rakonto.Cloud

07.06.2022

Als ich so ungefähr 15 Jahre alt war, habe ich es gewagt eine philosophische Bemerkung zu machen, obwohl wir hochverehrten Besuch von den Nachbarn hatten. Das war keine gute Idee, sofort wurde ich zurück kommandiert, zurück in meine Familienrolle vom einsamen Indianer. Das war 1981. Fast 1984. Nun ist es 2022 und ich bin so weit sagen zu können, dass es nicht die Schuld meines Papas war, dass ich jetzt kein Philosoph bin. Aber was wenn ich doch einer wäre, würde ich dann jetzt anders denken und schreiben?

Jetzt lese ich zum Spaß Philosophie und wähle Bücher, die mich interessieren. Ich war gerade bei Hannah Arendt, aber muss gestehen, irgendwo in "Vom tätigen Leben" bin ich hängen geblieben, nachdem ich "Wahrheit, Macht, Moral" noch geschafft habe. Aber letzteres ist Dank verständlicher Verpackung von Hans-Martin Schönherr-Mann einfach besser lesbar.

Dann ist das richtige Buch buchstäblich in meinen Schoß gefallen: Der Kult, von Gunnar Kaiser. Herr Kaiser war mir schon mal aufgefallen, aber ich hatte nicht weiter nachgeschaut. Tja, besser als der Kaiser wäre ich wohl nie geworden, auch wenn er 10 Jahre weniger auf dem Buckel hat. Dieser Mann hat die Welt verstanden - zumindest in meinem Weltbild. Hannah Arendt wird auch erwähnt, also ist dieser Kreis auch wieder rund.

Nach dem Buch bin ich wieder ganz im Zen unterwegs auf meinem Lebensweg. Sicher im Sattel weiß ich wieder, dass es manchmal tatsächlich besser ist, den härteren Weg zu wählen. Hier erinnere ich mich wieder an ein Zitat meines Theologielehrers von Jesus in Matthäus 7:13-14: „Schmal der Weg, der ins Leben führt, und nur wenige sind es, die ihn finden".

Bild: Dopplersteig am Untersberg - ein harter Weg mit Blick auf unsere Stadt